Egal ob Gemüse, Zimmerpflanze oder Sommerblume: Pflanzen können bereits im Winter auf der Fensterbank oder im Gewächshaus vorgezogen werden. Bei der Aussaat in Innenräumen herrschen natürlich andere Bedingungen als im Freiland. Gerade in Zeiten von Instagram, wo es bei allen supertoll aussieht und nur bei mir nicht, wollte ich immer schon mal testen, welches für mich die besten Tipps & Tricks sind. Daher versuche ich dieses Frühjahr Samen in unterschiedlichen Bedingungen zum Keimen zu bringen.
Saatgut nur bedingt haltbar
Früher habe ich immer Saatgut aufbewahrt, aber das ist Quatsch, gerade das selbst gesammelte ist oft nur ca 1 Jahr haltbar. Beim gekauften ist dies bei ungeöffnetem Samentütchen ggf. anders. Na jedenfalls kann man ruhig etwas rumtesten, da die Keimfähigkeit von Saatgut mit der Zeit mehr und mehr nachlässt. Ich bewahre mein Saatgut übrigens entweder in Gläsern auf, oder die Tütchen in einem alten Karteikasten. Es steht in unserem Gästezimmer, das eher kühl ist. Wenn ihr eine dunkle, kühle Vorratskammer habt, wäre dies natürlich perfekt. Im übrigen wird die Aufbewahrung in Dosen oder Gläsern, die sich luftdicht verschließen lassen, empfohlen, da ich dies nicht zur Verfügung hatte, werde ich auch das von mir gesammelte Saatgut alles testen. Ich bin schon echt gespannt! Wenn alles oder vieles angeht, müssen wir vielleicht im Garten anbauen ;-) Ha Ha Ha, wenn mein Mann dies liest bekommt er ne Krise :-)
Lichtkeimer, Dunkelkeimer und Kaltkeimer: Was ist der Unterschied?
Die meisten Pflanzen keimen, wenn das Saatgut in Saatgutstärke mit Anzuchterde abgedeckt und bei einer Temperatur zwischen 18 und 25 Grad aufgestellt wird. Hierbei handelt es sich um sogenannte Dunkelkeimer. Bis die Saat keimt, darf sie nicht austrocknen, also immer schön mit der Ballbrause feucht halten.
Handelt es sich um Lichtkeimer, benötigt das Saatkorn Licht zur Keimung und darf nicht abgedeckt werden. Geschieht dies versehentlich doch, sinkt der Keimerfolg auf unter zehn Prozent. Dunkelkeimer hingegen benötigen absolute Dunkelheit und können mit einer dickeren Erdschicht abgedeckt werden. Zusätzlich sollte eine lichtundurchlässige Platte oder Folie auf das Aussaatgefäß gelegt werden.
Das Wort Kaltkeimer
weist darauf hin, dass nach der oben beschriebenen Aussaat zunächst eine vierwöchige warme Phase (circa 18 Grad) und anschließend eine sechswöchige kühle (5 bis 0 Grad) oder gar eine kalte (0 bis -5 Grad) Phase erfolgen muss, bevor die Saat keimt. Diese Samen lege ich in Haushaltspapier, dass ich anfeuchte, auf eine Platte. Diese Platte decke ich ab und stelle sie in den Kühlschrank. Immer kontrollieren, ob das Papier noch schön feucht ist. sobald die Pflanzen keimen rausnehmen und wie im Schritt "Umtopfen" beschrieben, fortfahren.
Besonders große Saatkörner sollten 24 Stunden in handwarmem Wasser "vorquellen" (z.B. Duftwicken, Lupinen)
Schritt für Schritt: Richtig aussäen
- Aussaaterde bis zu zwei Drittel in eine Multitopfplatte füllen, leicht andrücken.
- Mit lockerer Aussaaterde bis zum Rand auffüllen.
- Die Saat gleichmäßig in die einzelnen "Töpfchen" geben, darauf achten, dass nicht mehr als 2 Saatkörner pro Töpfchen landen
- Mit Aussaaterde bestreuen (nur bei Dunkelkeimern).
- Nun mit der Blumenbrause kräftig angießen
- Sofern vorhanden eine durchsichtige Abdeckung auf das Aussaat-Gefäß setzen. Ansonsten darauf achten, dass die Erde nicht austrocknet.
- An einem sonnigen und warmen Ort stellen, zum Beispiel die Fensterbank.
- Täglich die Feuchtigkeit kontrollieren. Ist die Aussaaterde oberflächlich abgetrocknet, mit der Blumenbrause leicht mit handwarmem Wasser übergießen.
- Wenn sich die Keimblätter entfaltet haben, kann die Abdeckung entfernt werden.
- Gefäß mit den Sämlingen nun kühler, aber nicht dunkler stellen.
Ohne Pikieren gehen Sämlinge meist ein
Damit die jungen Pflanzen kräftig weiterwachsen, sollten sie vereinzelt und umgetopft werden (pikieren). Einer der Gründe dafür ist dass der junge Sämling erst Wurzel und Keim-Blatt ausgebildet hat, der Spross fehlt noch, dieser entwickelt sich erst oberhalb der Keimblätter. Strebt der Keimling nun also über einen längeren Zeitraum in einer zu dunklen oder zu beengten Umgebung dem Licht entgegen, ist es nicht der Spross, der die Keimblätter in die Höhe hebt, sondern die Wurzel. Diese ist mit dieser Aufgabe irgendwann "überfordert" und knickt um. Dies bedeutet meist das der Sämling eingeht.
Damit die Keimlinge also nicht eingehen und sich nicht gegenseitig im Wachstum behindern, ist es wichtig, sie rechtzeitig zu pikieren. Dabei ist es wichtig, dass die gesamte Wurzel ins Erdreich gepflanzt wird. Nach dem Pikieren kann es also sein, dass die Keimblätter Kontakt mit der Erde haben. Denkt daran, dass ihr das reine Längenwachstum reduzieren könnt, indem ihr die umgetopften Sämlinge in kühlere Räume stellt, z.B. das Gewächshaus oder an das Fenster im Schlafzimmer.
Schritt für Schritt: Sämlinge umtopfen
- Jetzt kommen die gesammelten, nun gesäuberten, Blumentöpfe zum Einsatz (s. vorheriger Blog-Post)
- Torffreie Erde mit etwas Langzeitdünger, wie Rinderpellets oder Hornspäne vermischen, die Nährstoffe brauchen so ca 6-8 Wochen ehe sie zur Verfügung stehen, das ist also perfekt
- Dieses Gemisch bis zu zwei Drittel in ein Gefäß füllen und leicht andrücken
- Mit lockerer Aussaaterde bis zum Rand auffüllen.
- Mit einem Pikierstab ein Loch in die Erde bohren.
- Nun den Sämling mit der Kuchengabel vorsichtig aus der Multitopfplatte hebeln.
- und das Ende der Wurzel mit dem Pikierstab in die Erde drücken, bis die Keimblätter sich auf dem Niveau der Erde befinden.
- Die Aussaaterde rund um den Sämling leicht andrücken und ggf glätten.
- Mit der Blumenbrause kräftig angießen.
- Anschließend die Pflanzgefäße ihrem Wärmebedarf entsprechend aufstellen: Kalt- und Dunkelkeimer, sofern nicht geschossen, benötigen eine Temperatur von 15 bis 18 Grad (sonst kälter stellen) und die Kaltkeimer können nun bereits kälter gestellt werden und langsam wochenweise an draußen gewöhnt werden.
Die klassischen Sommerblumen erst nach den Eisheiligen rausstellen, also ca. ab Mitte Mai. Die Kaltkeimer können nach ihrer Gewöhnungsphase bereits nach draußen.